Heute Nacht kam die Kaltfront angeflogen und wir warfen die Heizung an, damit unser Frischwasser nicht ablief. Für Nichtcamper: es gibt einen Frostschutz für die Wasserversorgung, die ab 4 Grad automatisch den Hahn öffnet, so dass das Frischwasser abläuft und damit verhindert wird, dass die Kunststoffleitungen platzen. Leider können wir das nicht abstellen, müssen also dafür sorgen, dass es immer über 4 Grad im Camper hat.
Trotz kaltem Wind frühstückten wir draussen in der Sonne und entschieden, ein Stück weiterzureisen ins Dahner Felsenland. Es war nur eine halbe Stunde Fahrt, zuerst über die Grenze nach Deutschland und weiter an diversen Burgruinen vorbei nach Dahn in der Südwestpfalz. Wohin man blickt schauen rote Felstürme aus dem Wald, einer wilder als der andere, was sich auch in Namen wie Teufelstisch oder Ungeheuerfelsen zeigt. Am Ortsrand liegt der Campingplatz Büttelwoog, der schöne Wiesenplätze in absolut ruhiger Lage bietet, eingebettet in Wald und Fels. Wir entschieden uns, im Campingplatzrestaurant Waldhütte Mittag zu essen, dazu bestellte ich mir eine Weissweinschorle und Bruno ein Bier. Hier gelten andere Massstäbe. Die Schorle bestand aus 0.4 l Weisswein und 0.1 l Wasser und das Bier war genauso gross. Anschliessend torkelte ich durch den Wald auf einen Aussichtsfelsen und fand es super. Zurück bei der Pusseline war ich dann sogar in der Lage, auf einem antiquierten Minigolfplatz mit Bruno zu spielen. Es hat richtig Spass gemacht, die fantasievollen Hindernisse zu meistern. Die wunderbare Ruhe bei der Pusseline wurde dann zunehmend boykottiert von Pfälzer Weissweintrinkern. Wir sollten auch mitmachen, so könnte man den Protest ertränken, aber wir sagten nein danke.
Diese Gegend hat viel schöne Natur, der Liebreiz der Architektur und die Dekoration derselben ist aber im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen. Vor 300 Jahren ging sogar sehr viel verloren, weil damals die Truppen Ludwigs XIV. sämtliche Burgen, Städte und Ortschaften verwüstet hatten. Der Sonnenkönig zettelte den Pfälzer Erbfolgekrieg an und nach neun Jahren waren die Franzosen in diesem Teil Deutschlands nicht mehr so beliebt.
Geschichtlich war viel los in der Pfalz, der 2. Weltkrieg hat den nachbarschaftlichen Beziehungen den Rest gegeben. Bis 1946 gehörte die Pfalz zu Bayern, dann war sie französische Besatzungszone und schliesslich wurde das deutsche Bundesland Rheinland-Pfalz gegründet, welches nun mit der französischen Region Grand Est in Europa eine friedliche Gemeinschaft führt, das ist wirklich schön!