Wir erwachten vom Regen. Es gab ein gemütliches Frühstück im Bett, bis mittags war es dann trocken und wir spazierten zum kleinen Hafen hinunter, um das nächste Linienboot nach Dubrovnik zu nehmen. Als wir in der Altstadt, die an zwei Seiten ins Meer ragt, ankamen, war es schon fast sonnig und angenehm warm. Wir schlenderten los, zuerst vom Hafen durch die Stadtmauer ins Gewühl. Es ist wirklich viel los, aber wir merkten bald, dass sich der Touristenstrom nur durch die Hauptgassen schiebt, es gibt also viele Möglichkeiten, fast allein durch die Altstadt zu schlendern. Die Häuserfronten sind sehr schön renoviert und viele Kirchen, Klöster und Museen sind zu besichtigen, allerdings nicht für uns. Wir haben einen Hund und ausserdem kurze Hosen an.
Die gesamte Altstadt von Dubrovnik ist autofrei. Vom Hafen bis zum Pile-Tor führt die grösste Gasse namens Stradun, gesäumt von venezianischen Häusern und in der ganzen Breite mit schönen, spiegelglatten Steinen gepflastert. Die schmalen Gassen rechts und links der Stradun führen bergauf. Wir sind sehr viele Treppen gestiegen heute. Von oben hat mal aber selten eine Sicht auf die Dächer der Stadt und schon gar nicht aufs Meer. Eine Ausnahme bildet ein Basketballfeld, welches wir zufällig neben dem grössten Wehrturm entdeckt haben, weil wir neugierig durch ein kleines Tor geschaut haben. Nur durch ein hohes Gitter abgetrennt schauten wir übe die Dächer der Stadt und sahen die Touristen auf der riesigen Stadtmauer entlangspazieren. Wir hatten uns eigentlich dagegen entschieden, aber als wir einen Teil der Stadt von oben sahen, fanden wir einen Mauerrundgang doch reizvoll und wir zahlten die 40 Euro pro Person. Inzwischen war es 17 Uhr, die Kreuzfahrttouristen waren abgezogen und es wurde ein wenig ruhiger. Apropos Touristen: wenn heute Präsidentschaftswahlen in den USA gewesen wären, dann hätte Trump viele Stimmen weniger gehabt, glaube ich. Menschen im Rollstuhl oder Familien mit Kinderwagen können die Stadt nicht besichtigen, ohne Treppensteigen geht es nicht. Wir haben es aber sehr genossen. Die Stadtmauer ist knapp zwei Kilometer lang und es ist fantastisch, auf die knallroten Dächer der vielen kleinen Altstadthäuser zu blicken, besonders im herrlichen Abendlicht, dazu der Blick auf die Festungen, das Meer, auf die schönen Gärten zwischen den Häusern und die Inseln in der Ferne. Ausserhalb der Stadtmauer auf einem Felsvorsprung, sahen wir eine coole Bar, die durch ein Tor in der Mauer zu erreichen gewesen wäre - wir standen allerdings weit oben auf der Mauer und kamen nicht hinunter.
Es gibt immer noch Ruinen, die seit dem Krieg nicht wieder aufgebaut wurden. Wir sahen einen Stadtplan, auf dem ersichtlich ist, welche Häuser von Bomben getroffen worden sind und wie schwer. Die Jugoslawische Volksarmee hat vom Berg oberhalb der Altstadt ein leichtes Spiel gehabt, die schöne Stadt zu zerstören und belagerte diese neun Monate lang. Die nicht wiederaufgebauten Gebäude sind ein sichtbarer Teil der Geschichte der Stadt. Beim Blick auf die nahe Küste erkennt man eine riesige Villa mit einer türkisen Kuppel, das ist die Villa Šeherezada, die in den 1930er-Jahren für einen amerikanischen Milliardär errichtet wurde und die heute von Privat vermietet wird für 6.600 Euro pro Tag. Auch ein riesiges Geisterhotel ist mal wieder zu sehen. In diesem Land werden alte Gebäude nicht renoviert oder abgerissen, sondern es wird daneben neu gebaut und das recht viel an der dalmatischen Küste. Die Architektur ist völlig fantasielos, aus Beton (der mit Natursteinplatten verkleidet wird), sehr eckig und mit schwarzen Fenstern.
Der Mauerrundgang ist unbedingt zu empfehlen, besonders gegen Abend. Teilweise hatten wir die Mauer für uns, was im Sommer sicher nicht möglich wäre. Die Altstadt von Dubrovnik hat uns sehr begeistert, wir hatten weniger erwartet. Es wäre sicher interessant, auch den Rest der Stadt kennenzulernen, denn die Altstadt ist nur ein kleiner Teil. Den schnuckeligen Westhafen haben wir nur von weitem gesehen, auch einen Hafen mit einem Maximum von zwei Kreuzfahrtschiffen pro Tag hat die Stadt zu ertragen. Auf den Hausberg führt eine Luftseilbahn und wer Zeit hat, der macht eine Bootstour zum Elaphitenarchipel oder zur blauen Grotte.
Zurück ging es mit dem Bus, denn das letzte Linienschiff war schon weg. Der Busfahrer drückte ein Auge zu, als er Wilma sah, denn eigentlich sind Hunde im Bus verboten.
Wir taumelten völlig erledigt in unser Zuhause auf dem Camping Kate, das war ein anstrengender, aber ganz besonders schöner Tag.