Die letzte Woche haben wir alles gegeben, damit unser Garten nahezu perfekt aussieht. Nun kann er wuchern und gedeihen, während wir mal wieder mit unserer Pusseline unterwegs sind in Europa. Unser Ziel ist Kroatien, absolutes Neuland für uns und die Vorfreude ist gross! Die heutige Route führte uns via Gotthard und Milano nach Bergamo. Ich wollte schon lange hierher, der Name klingt so schön. Mittags waren wir am Stellplatz Area Costa Camper Bergamo Centro, der zu Füssen der Città Alta liegt, also der Oberstadt. Wir befinden uns am Alpenrand, nach Süden ist es flach bis an die Adria (Poebene), nördlich beginnen die Berge und auf einem der ersten Hügel liegt - vollständig umrandet von einer riesigen Stadtmauer - die Altstadt. In der Ebene hat Bergamo eine städtische Ausdehnung, der Hang dagegen ist mit beeindruckenden alten Villen und üppigen Gärten bebaut.
Wir trödelten nicht lange herum auf dem Stellplatz, der nichts anderes alt ein asphaltierter Platz mit Zaun und Schranke ist. Nach zwanzig Minuten steilen Fusswegs erreichten wir ein weiss leuchtendes Tor, an dessen Fassade ein Löwe wachte. Das kam uns venezianisch vor. So ist es auch, die Stadtmauer wurde von den Venezianern errichtet und ist heute UNESCO-Kulturerbe. Bevor sich allerdings die Venezianer in Bergamo breit machten, waren viele andere Leute hier. Zuerst waren es die Etrusker, die von den Römern vertrieben wurden, dann kam irgendwann Attila der Hunnenkönig und anschliessend die Langobarden, die von den Franken (Karl der Grosse) verjagt wurden und Barbarossa schaute auch vorbei. Bergamo schloss sich schliesslich mit Mailand zusammen, was aber den Venezianern nicht passte und diese dazu brachte, eine richtig fette Stadtmauer zu errichten, damit sie ihre Ruhe hatten vor den Milanesi. Das klappte nicht ganz, denn es kamen noch die Franzosen und die Spanier, aber die Venezianer eroberten Bergamo zurück. Dann besetzten Napoleons Truppen die Stadt, der konnte den Hals ja auch nicht voll kriegen. Als letztes wurde Bergamo von Covid-19 heimgesucht. Wir können uns nicht vorstellen, was das mit den Einwohnenden gemacht hat.
Heute ist die Città Alta von TouristInnen eingenommen, die sich von der venezianischen Stadtmauer nicht abwehren, sondern anlocken lassen. Es war ein Strom, der sich durch die Hauptgasse bis zur Piazza Vecchia zog. Dort befinden sich der Dom, die Basilika und viele Trattorien. Die romanischen Fassaden blöffen, denn innen sind die Kirchen barock und weihrauchgeschwängert. Wir picknickten auf der Treppe mit Blick auf die Piazza eine feine Pinza und es wäre so schön gewesen, wenn nicht diese Frau gewesen wäre. Sie sang in schrillem Sopran ein Ave Maria nach dem anderen unter einem romanischen Gewölbe, welches ihr akustisch wohl sehr zusagte. Es fanden sich einige begeisterte Zuhörende, aber wer normale Ohren hatte, ergriff die Flucht. Das taten wir auch, nachdem wir unsere Pinza verdrückt hatten.
Zwei Stunden später hatten wir ein Pistazieneis mit Salz gegessen und eine grosse Runde durch die Stadt gemacht und kamen wieder an die Piazza Vecchia. Ave Maria kreischte es durch die Gasse - neeeiiin! also liefen wir schnell weiter und kamen an die Via della Mura. Es standen viele Leute am Strassenrand und schauten auf die Strasse, die unterhalb verlief, hinunter. dort raste gerade eine Seifenkiste über eine Schanze, kawumm, und weiter zum nächsten Hindernis. Das war ganz lustig.
Wir entdeckten noch ein historisches Waschhaus und machten eine Pause unter alten Bäumen. Dann wurde es Zeit fürs Abendessen im Ristorante Mimí, das war fein und der Weisswein schmeckte auch sehr gut.
Jetzt ist Ruhe auf dem Stellplatz und wir schlafen nun.