22 May
22May

Wie viele andere Touristen auch, wollten wir heute den Nationalpark Plitvicer Seen erreichen. Wir fuhren aber nicht auf der Autobahn, sondern kleineren Strassen dorthin, was absolut empfehlenswert ist. Zuerst ging es noch am Meer entlang und wir konnten immer wieder auf die nahe Küste von Krk schauen, bei Senj bogen wir ab und waren plötzlich in der Welt der Bären. Steile bewaldete Hänge, weite Täler mit fruchtbarem Boden, der sehr extensiv genutzt wird, drumherum Berge mit Mischwäldern, eine richtige Wildnis. Die Strasse war leer und sehr gut in Schuss. Nach über zwei Stunden Fahrt veränderte sich etwas, die Häuser waren nicht mehr so ärmlich und verfallen, es nahte also eine touristische Gegend. Überall standen Schilder mit Übernachtungsangeboten am Strassenrand, verschiedene Autokamps gibt’s auch, wir wollten möglichst nah bei den Seen unterkommen und hatten dort auch schon auf dem Camping Camping Plitvice reserviert. Diese Reise durch die Berge war interessant, ich hätte nicht erwartet, so viele trostlose Häuser zu sehen. Was im Krieg zerschossen wurde, stand unverändert am Strassenrand, alte Gebäude sind zu Ruinen zusammengefallen. Dazwischen stehen neu gebaute Häuser, die von aussen wie im Rohbau aussehen, also nackte Ziegel, aber mit Fenstern und Dach. Innen sind sie voll eingerichtet und bewohnt. Der Verputz ist teuer, also wird er eingespart. Die meisten Häuser stammen aber wohl aus der Zeit vor dem Krieg. Sie sind aus einer Mischung verschiedener Baumaterialien zusammengeschustert und sehen ärmlich und deprimierend aus. Kein Haus hat einen Garten, auch die neuen nicht. Sie stehen einfach auf einer Wiese am Strassenrand. Sie sind nie gestrichen oder mit neuen Fenstern versehen worden. Dafür fehlt wohl das Geld oder das Bedürfnis, ich weiss es nicht. Es gibt wenig Landwirtschaft, mir kommt es vor, als würde das Land nicht ausreichend genutzt werden. Es ist schwierig herauszufinden. So sieht es aus auf dem Land zwischen Meer und Nationalpark Plitvicer Seen. Was für ein Kontrast zu den Campingplätzen, die mit allen Extras ausgestattet sind und wo die billigsten Stellplätze 50 Euro pro Nacht kosten. Morgen schauen wir uns dann dieses Naturwunder der Plitvicer Seen an. Wir haben einen Shuttle vom Camping gebucht. Das Wetter ist ideal und die Jahreszeit auch. Im Sommer besuchen bis zu 20000 Menschen pro Tag die Seen, im Moment sind es nur 1000, sagte uns der Rezeptionist. 

Nicht weit von hier ist die Grenze zu Bosnien-Herzegowina. Kroatien ist seit 2013 in der EU, seit 2023 ist es Mitglied im Schengenraum und in der Eurozone. Bosnien-Herzegowina ist EU-Beitrittskandidat, wie alle anderen Balkanländer auch. 

Bei den Plitvicer Seen gab es 1991 einen blutigen Zwischenfall, durch den der Kroatienkrieg begann. Er dauerte bis 1994.

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