Die Fahrt war recht lang, fünf Stunden, um von der Bretagne in die Normandie zu gelangen. Die Regionen sind schon sehr gross. Das Wetter war richtig schlecht, unter 20 Grad und viel Regen. Als wir bei Le Havre über die Seine fuhren, wurde es schlagartig besser und bei unserer Ankunft auf dem schönen Camping Abijune in Le Tilleul bei Étretat schien die Sonne. Der Platz liegt etwa drei Kilometer von der Küste entfernt im idyllischen Hinterland, mit dem Velo sind es fünfzehn Minuten ins Zentrum. Wir fuhren aber nach der Ankunft zuerst einmal an die Steilküste oberhalb des Plage d‘Antifer. Als wir dort ankamen, waren wir überwältigt von der Aussicht! Die schneeweissen, mit grün leuchtender Vegetation durchzogenen Kalksteinwände sind bis zu 130 Meter hoch, oben thront der Phare d‘Antifer mit mickrigen 38 Metern Höhe - er braucht ja nicht mehr, da er schon so hoch steht. Wir liessen die Velos stehen und spazierten bis zum nächsten Aussichtspunkt, von dort konnten wir in Richtung Étretat die berühmten Bögen sehen: La Porte d’Aval et l’Aiguille und La Manneporte. Die Felsen bestehen aus feinen Schichten von Meeressedimenten, die sich über Millionen von Jahre auf dem Meeresboden ablagerten. Dann gab es Bewegungen in der Erdkruste und die Küste hob sich aus dem Meer, das ist nur zwei Millionen Jahre her. Die sogenannte Alabasterküste erinnert an die auf der anderen Seite des Ärmelkanals liegenden weissen Felsen von Dover oder der Jurassic Coast.
Wir merkten, dass wir den Küstenwanderweg nicht weiter mit dem Velo befahren konnten und fuhren zurück, bis wir eine Strasse nach Étretat fanden. Mich überraschte, wie schön die Stadt ist! Viele typisch normannische Fachwerkhäuser, alte Steinhäuser und Villen bestimmen das Stadtbild. Es kam uns auch etwas britisch vor, die kleinen Läden mit ihren hölzernen Erkern und kleine Details erinnerten uns an Cornwall. Mir gefiel die Mischung sehr und dafür, dass Hauptsaison ist, war es auch nicht sehr voll. Wir bekamen noch einen Tisch mit Meerblick in einem Strandlokal und genossen ein feines Essen.
Wir freuten uns, dass dieser Ort auf unserer Route liegt. Leider sind zwei Nächte zu kurz, das ist etwas schade, denn es gibt viel zu sehen. Aber wir wollen ja noch bis nach Hamburg kommen.